Ausstellungen

Arbeitsmaterial


Bilder und Objekte ersetzen oft viele Worte. Eine gute Graphik kann auf einen Blick Zusammenhänge verdeutlichen. Bildsprache öffnet einen Sachverhalt für die verschiedenen ihm innewohnenden Dimensionen.

Das besondere an der visuellen Präsentation von Inhalten ist: Die jeweiligen Verarbeitungsmuster sind individuell verschieden, sie sind nicht zwingend und nicht exakt planbar. Das macht eine Ausstellung zu einem demokratischen Medium. Anders, als z. B. beim Film können die Besucherinnen und Besucher selbst entscheiden, wie intensiv und wie schnell sie sich einer Information aussetzen. Und dennoch ist das, was eine Ausstellung bei Besucherinnen und Besucher auslöst nicht beliebig. Eine dichte visuelle Präsentation provoziert eigenes Nachdenken und eigene Stellungnahmen.

Ausstellungen können auf vielerlei Weise genutzt werden:

  • Eine (kleine) Ausstellung kann begleitend zum Seminar im Tagungshaus gezeigt werden.
  • Es kann zum Konzept einer Weiterbildungseinrichtung oder Schule gehören, ständig (in einem Rhythmus von 4-6 Wochen wechselnd) Ausstellungen zu aktuellen zeitgeschichtlichen Themen im Foyer zu zeigen.
  • Mit einer Lehrerfortbildungsgruppe oder Schulklasse kann als Exkursion eine Ausstellung in der Nähe besucht werden.
  • Eine Schule (Tagungshaus etc.) kann als (Mit-)Veranstalter einer Leihausstellung auftreten.
  • Eine Projektgruppe kann selbst eine Ausstellung (oder einen Teil einer Ausstellung) entwerfen und produzieren.
  • Im Rahmen einen Projektes kann die thematische Auseinandersetzung mit der Fragestellung verbunden werden mit der Aufgabe, das Thema als Ausstellung zu präsentieren.

Eine Ausstellung produzieren

Die Auseinandersetzung mit Inhalten wird spannend, wenn sie produktorientiert ist, d. h., wenn ein vorzeigbares Ergebnis hergestellt werden soll.

Eine kleine Ausstellung zu konzipieren bedeutet für eine Lerngruppe, daß sie das Thema auf wesentliche Gesichtspunkte reduzieren muß, daß die Zusammenhänge und Aussagen klar formuliert werden müssen und daß diese anschaulich zu präsentieren sind. Über das eigene Verstehen hinaus kann diese Vermittlung an andere auch strittige Punkte und Kontroversen deutlich machen.

Vorgehensweise

  • Das Thema muß klar formuliert und begrenzt sein.
  • Am besten ist es, eine Zielgruppe vorzugeben, für die die Ausstellung konzipiert wird.
  • Wichtig ist, zu entscheiden, ob der Arbeitsgruppe Material über die Themenbereiche zur Verfügung gestellt wird, oder ob sie dieses selbst recherchieren soll.
  • Material und technische Hilfsmittel bereitstellen (Bilder, Stifte, Klebebuchstaben, Schreibmaschine, Kopierer, evtl. Computer ),
  • Auf welchen Ausstellungsträgern soll die Ausstellung präsentiert werden (z. B. DIN A1- oder DIN A2-Karton)?
  • Eine inhaltliche und graphische Konzeption erarbeiten: Wieviele Tafeln (z. B. 5-8 Tafeln) sollen verwendet werden? Welche Themen sollen auf welcher Tafel erscheinen?
  • Überschriften für einzelne Bereiche/Themenfelder festlegen.
  • Präsentationsformen finden, z. B. einzelne Bereiche als Comic oder Bildergeschichte gestalten.
  • Eine skizzierte Arbeitsfassung anlegen.
  • Die Text-Bild-Kombinationen festlegen und die Texte formulieren.
  • Die eigentliche technische Produktion durchführen.
  • Einen Rahmen für die Eröffnung und Präsentation überlegen.

Die Produktion einer eigenen Ausstellung ermöglicht selbständiges Arbeiten aller Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Jede bzw. jeder kann sich entsprechend ihrer bzw. seiner Fähigkeiten beteiligen. Handwerkliches Geschick ist genauso wichtig und gefragt, wie die Formulierung von Texten oder das Veranschaulichen von Zusammenhängen.
Ausstellungen können jedoch nicht nur als Bild-Text-Kombination erstellt werden, sondern auch in Form von Objekten (aus Pappe, Holz, Stein ) oder auch durch die Gestaltung und Einbeziehung ganzer Räume.

Ausstellungen sind mehr als Schautafeln

Das bloße Zurschaustellen" gesellschaftskritischer Themen reicht heute nicht mehr aus um bei Jugendlichen und Erwachsenen Interesse zu wecken. Neue Elemente müssen hinzukommen. Objekte, an denen die Besucherinnen und Besucher durch Drehen, Drücken oder Schieben etwas verändern, etwas bewegen können. Dreidimensionale Dioramen, Videos, Filme und Computersimulationen können in eine Ausstellung integriert sein. Möglichkeiten der eigenen Gestaltung und (künstlerischen) Umsetzung für die Besucherinnen und Besucher können die eigentliche Ausstellung ergänzen.
Dies alles ist kein Selbstzweck, sondern unterstützt das "Be-greifen" von Zusammenhängen, Kreisläufen, Netzwerken usw.


Wohlstandsausstellung

Die Ausstellungsobjekte sollen zwei Wohlstandsmodelle verdeutlichen. Zwei Schaufensterpuppen reichen dafür schon aus (bei manchen Kaufhäusern kann man solche Puppen ausleihen).

Eine Schaufensterpuppe sitzt inmitten der Gegenstände, die das alte auf Wachstum und Verbrauch orientierte Wohlstandsmodell verkörpern: Auto, Ölverbrauch, Müllberge, Eisen- und Metallschrott, Kohle, Fleisch, Flugzeuge, Dünger, Pestizide, toter Wald, Alkohol, gestörte soziale Beziehungen, Wegwerfgegenstände wie Dosen, Einmalgeschirr, Kleidung in großen Mengen usw.
Übersichtliche Schautafeln können neben den Gegenständen auf die ökonomischen Kosten, die Energiebilanz, die ökologischen Folgen und die entwicklungspolitischen Zusammenhänge unseres Wohlstandes hinweisen.

Die andere Schaufensterpuppe wird mit Gegenständen ausgestellt, die den neuen Wohlstand zum Ausdruck bringen: grüne Mülltonne, energiesparende Elektrogeräte, Umweltpapier, Mehrwegflaschen, Fahrrad, Umweltticket des öffentlichen Personennahverkehrs, Produkte aus dem "Dritte-Welt-Laden" usw.
Schautafeln machen auch hier deutlich, welche Vorteile diese Alternative zum herkömmlichen Wohlstandsmodell bringt.

Eine Welt für alle. Arbeitsgruppe Aktions-Leitfaden (Hrsg.): Leitfaden für das Projekt. Aktionen, Bausteine, Cooperationen. Köln 1992, S. 28.


Was bei der Produktion zu beachten ist

  • Weniger ist hier mehr. Wenige Tafeln und Exponate gut plaziert wirken stärker als eine Fülle ungeordneten Materials.
  • Modelle verdeutlichen Zusammenhänge besser als Texte und Zeichnungen.
  • Die Ausstellungsstücke sollen für sich sprechen. Deshalb nur wenig erklärenden Text.
  • Die Ausstellungstafeln und Objekte sollen ungewohnte Sehweisen ermöglichen und Denkanstöße bieten.
  • Text hat bei Ausstellungen eine ergänzende Funktion. Er muß gut lesbar sein. Deshalb große, plakative Schrifttypen verwenden.

Vgl. Rita Maria Döltgen / Georg Klingsiek: Der Ausstellungsknigge. Tips, Tricks und Kniffe bei der Organisation einer Ausstellung. In: Geographie heute 67/1989, S. 29.

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