Berufswahl ist subjektiv, ist rational und arbeitsmarktorientiert, ist aber
auch emotional bestimmt und den Betroffenen sind die Entscheidungsgrundlagen
oft auch nicht bewusst. Viele Faktoren außerhalb der Schule, insbesondere
das familiäre Umfeld und der Freundeskreis beeinflussen die Berufsorientierung
und die Berufswahl. Der Einfluss der schulischen Berufsorientierung ist nicht
eindeutig bestimmbar. Dies im Blick zu behalten schützt vor Überschätzung,
fordert aber auch heraus, durch neues Lernen im Rahmen der schulischen Berufsorientierung
die Schülerinnen und Schülern bei der Gestaltung ihres Übergangs
in die Berufs- und Arbeitswelt bestmöglich zu unterstützen.
Das neue Lernen in einer zeitgemäßen Berufsorientierung kann
durch folgende Aufgaben bzw. Forderungen zusammengefasst werden:
- Lehren und Lernen an der Anschlussorientierung ausrichten: Weil die Wege
nicht vorbestimmt sind, können und müssen sie gestaltet werden.
Die Schulen entwickeln hierzu spezifische Lernangebote zur Entwicklung der
Orientierungskompetenz der Schülerinnen und Schüler.
- Strukturierung der Berufsorientierungsangebote und Erhöhung der Transparenz:
Es mangelt nicht an Angeboten, aber an der Übersicht, damit die Schülerinnen
und Schüler zielorientiert wählen und ihr Programm für den
Übergang gestalten können.
- Systematisierung des Orientierungsprozesses: Berufliche Orientierung ist
ein komplexer Vorgang und bedarf einer zielgerichteten Planung und Steuerung.
Das Ziel, der Übergang in den Beruf oder in eine weiterführende
Schule oder andere Varianten, ist offen, die Aufgabe, die eigenen Ziele zu
entwickeln, ist nicht disponibel. Berufsorientierung ist kein [/S. 122:] Lehrkonzept,
sondern ein Lernkonzept zur Stärkung der Selbstverantwortung und Entwicklung
der Orientierungskompetenz.
- Selbstorganisation und Eigenaktivität: Die Lernenden können die
Selbstverantwortung für ihr Lernen übernehmen, wenn Strukturvorgaben
den Handlungsraum bestimmen. Lernen mit Zielvereinbarungen, individuelle Qualifizierungs-
und Lernpläne, komplexe Lernaufgaben, Lerntagebücher und Selbstlernmaterialien
sind Beispiele für strukturierende Instrumente, die Selbstorganisation
zulassen, Eigenaktivität unterstützen und Selbstverantwortung anerkennen.
- Flexibilisierung des Übergangs durch zusätzliche bedarfsorientierte
Lernangebote: Nicht alle Schüler und Schülerinnen benötigen
die gleiche Unterstützung. Berufsorientierung muss neben den für
alle geltenden Angeboten besondere schulische und außerschulische Angebote
für individuelle Bedarfslagen einbeziehen.
- Kontinuierliche Kooperationspartnerschaften und Vernetzung: Unternehmen,
Verbände und Institutionen sind Partner bei der Vorbereitung auf den
Übergang in den Beruf und über regionale Vernetzung werden deren
Potenziale eingebunden.