Die Institutionen und Programme der zweiten Phase unterliegen einer ähnlich
starken Kritik wie diejenigen der ersten Phase; jedenfalls wäre es inadäquat,
bei der Evaluation von Lehrerbildung immer nur die Universitäten im Blick
zu nehmen. Aufgrund der Unterschiedlichkeit der Aufgaben müssen die Anforderungen
an Institutionen der zweiten [/S. 41:] Phase anders geartet sein als diejenigen
für die erste Phase. Wendet man die Kritik an der zweiten Phase konstruktiv,
so lassen sich folgende Anforderungen benennen (vgl. dazu auch die "Perspektiven
der Lehrerbildung in Deutschland"; Terhart 2000):
- Die Lehr– und Lernformen innerhalb der Studienseminare müssen
einen höheren Anteil an selbstständigem und selbstorganisiertem
Lernen beinhalten. Die Prinzipien des beruflichen Lernens von Erwachsenen
müssen stärker zum Zuge kommen.
- Die inhaltliche und personelle Verknüpfung zwischen dem Lernort Studienseminar
und dem Lernort Schule muss intensiviert werden.
- Die zweite Phase muss den Erstfallsituationen bzw. –perioden schaffen
(eigenverantwortlicher Unterricht); eine allzu weitgehende Belastung durch
eine Verrechnung dieses Unterrichts als "bedarfsdeckend" sollte
jedoch vermieden werden. Falls dies nicht erreicht bzw. der bedarfsdeckende
Einsatz noch ausgeweitet wird, sollte man ehrlicherweise statt vom Referendariat
von einer "Berufseingangsphase" (früher: "Junglehrer"
o.ä.) sprechen.
- Die Qualifizierung, Rekrutierung und Weiterbildung des Ausbildungspersonals
sollte dringend verbessert werden. Ausbilder müssen aus– und weitergebildet
sein; diese Positionen sollten sowohl attraktiv gestaltet wie auch (zunächst)
immer nur auf Zeit vergeben werden. Quereinsteigern aus anderen Berufsfeldern
als der Schule sollte ein Zugang ermöglicht werden.
- Die Beurteilung der Entwicklung von Referendaren sollte während des
Referendariats kontinuierlich dokumentiert werden; am Ende sollten –
zusätzlich zur Examensnote – personenbezogene Stärken/Schwächen–Profile
erstellt werden.
- Institutionen der Zweiten Phase sollten eine kontinuierliche Selbstevaluation
betreiben.
Fragen an die Institutionen der 2. Phase:
- Gibt es zu Beginn Einführungsveranstaltungen?
- Wird den Referendaren ein detaillierter Ausbildungsplan vorgelegt?
- Wie erfolgt die Zuordnung zu Schulen/Mentoren?
- Wie ist die Zusammenarbeit Schule/Seminar organisiert?
- Sind Beurteilungskriterien transparent?
- Gibt es klare Absprachen über Standards zwischen den beurteilenden
Personen?
- Wie ist das Verhältnis von individueller/kollektiver Beratung?
- Werden Referendare in die Entscheidungen des Seminars mit einbezogen?
- Gibt es Lösungen für spezifische (persönliche) Problemfälle?
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- Was geschieht bei Konflikten zwischen Beteiligten?
- Welche Formen der Selbstorganisation der Referendare gibt es?
- Welche Kontakte zur 1. Phase bestehen?
- Welche Kontakte zur 3. Phase bestehen?
- Wie sieht die Rekrutierung der Seminar– und Fachleiter sowie der
betreuenden Lehrer (Mentoren) aus?
- Wie sieht es mit der Weiterbildung der Seminar- und Fachleiter sowie der
betreuenden Lehrer (Mentoren) aus?
- Werden Quereinsteiger aus anderen Bildungsbereichen als Ausbilder eingesetzt?
- Existiert ein internes Monitoring/Evaluationsverfahren?