Aus fachlicher Sicht und vor einer Erörterung von Schlussfolgerungen
aus der bisherigen Programmarbeit können die möglichen Konturen
eines veränderten Verständnisses von Berufsorientierung bezeichnet
werden:
- Schülerinnen und Schüler werden stärker als "handelnde
Subjekte" einbezogen, indem die beteiligten Lehrerinnen und
Lehrer wie auch andere Akteure zunehmend in die Rolle von Moderatorinnen und
Moderatoren schlüpfen und durch Anwendung veränderter Lehr- und
Lernformen bei ersten betrieblichen Arbeitserfahrungen sowie bei der Entwicklung
eines eigenen Zukunftskonzepts unterstützend tätig sind.
- Die Stärkung von Selbstständigkeit und Eigenverantwortung
als die heute vielleicht wichtigsten Kompetenzen im Arbeitsleben ist als Aufgabe
nicht erst in Ausbildung und Beruf sondern bereits in der allgemein bildenden
Schule erkannt. Ansätze hierzu finden sich in einer Reihe von Projekten
des SWA-Programms. In der Organisation aufgabenbezogener Betriebspraktika,
über die Arbeit an betrieblichen Problemstellungen bis hin zur Existenzgründung
wird in vielen Projekten das Arbeitshandeln in einen Zusammenhang mit der
betrieblichen Wertschöpfung gestellt und als Leistung erkannt und anerkannt.
- Es wird Berufswahl als Prozess begriffen, indem der Übergang
an der so genannten ersten Schwelle nicht punktualisiert, sondern flexibilisiert
wird, indem die bisherige Stundentafel modifiziert, individuelle Orientierung
und Lernplanung ermöglicht und die einzelnen selbst entwickelten Schritte
in die Ausbildung mit einem Berufswahlpass dokumentiert werden. Mit der Flexibilisierung
der Übergangsphase zeichnen sich vor allem erhöhte Chancen für
die so genannten Benachteiligten ab, deren Integration in das Erwerbsleben
sich zumeist nur als sozialpädagogisch und unterrichtsfachlich begleiteter
Prozess vorstellen lässt.
- Kooperation und Vernetzung: Weil eine nachhaltige Verbesserung
der Berufsorientierung durch die Schule allein nicht zu leisten ist, werden
in einer Reihe von Projekten gemeinsame Anstrengungen von Schulen, Betrieben,
Berufsberatungen und Eltern ("Kooperation") in organisatorisch
verankerter Form ("Vernetzung") unternommen.
Aufgrund bisheriger Erfahrungen und Erkenntnisse konnten bereits neue Akzente
bei der Programmgestaltung gesetzt und die Durchführung der neuen Projekte
verbessert werden. In der zweiten Projektrunde sind vor allem Themen wie planmäßige
Gründung und Organisation von Netzwerken, der Transfer von Projektideen
und -ergebnissen, das systematische Vorantreiben von Schulentwicklungsprozessen
und die Beschäftigung mit besonderen Gruppen stärker in den Vordergrund
gerückt.