Editorial

"Warum eigentlich eine Ausgabe 0, eine 'Nullnummer'?" - so oder ähnlich lautete die Frage, die uns häufig gestellt wurde, nachdem wir im Juni 2000 ein Preview dieser Ausgabe ins Netz gestellt hatten. Die Antwort ist einfach: Wir haben das Konzept des sowi-onlinejournals mit dieser Ausgabe noch nicht in allen Teilen realisiert. Eingelöst ist, so meinen wir jedenfalls, der Anspruch, zu einem Schwerpunktthema kompetente und kontroverse Beiträge zu versammeln. Einiges von dem, was wir den Nutzerinnen und Nutzern mit dem sowi-onlinejournal bieten wollen, fehlt jedoch in dieser Ausgabe noch:

  • Ein offenes Diskussionsforum ist beim Erscheinen dieser Ausgabe noch nicht realisiert (Wir nehmen aber unter journal@sowi-online.de Ihre Beiträge gern entgegen und arbeiten sie ein).
  • Der Anspruch, einen Dialog zwischen Fachdisziplin, Fachdidaktik, Studienseminaren und Schulpraxis einzuleiten, bleibt im redaktionellen Teil dieser Ausgabe noch uneingelöst: die Beiträge repräsentieren Sichten aus der Erziehungswissenschaft, den Sozialwissenschaften und der sozialwissenschaftlichen Fachdidaktik. (Wir hoffen, im Rahmen des einzurichtenden Diskussionsforums die fehlenden Perspektiven ergänzen zu können).
  • Die ständige Rubrik zur "Internetdidaktik" muss zunächst wegen der Arbeitbelastung beim Aufbau eines neuen Internetangebots, dass neben dem sowi-onlinejournal auch noch das breiter gefächerte Angebot von sowi-online umfasst, zurückgestellt werden.
  • Der Basisartikel, mit dem kompakte Einblicke in aktuelle sozialwissenschaftliche Diskussionen gegeben werden sollen, wird erst mit einer der nächsten Ausgaben zur ständigen Einrichtung.

Vergleicht man die Ausgabe 0, die Nullnummer, mit Printmedien, dann gleicht sie (noch) eher einem Sammelband als einer Zeitschrift. Die thematische Engführung zu überwinden, ist die Aufgabe, die sich für die Herausgeber der nächsten Ausgaben stellt.

Die zweite, sicherlich schwierigere Aufgabe wird es sein, das sowi-onlinejournal als Diskussionsforum zu etablieren. Gemessen an der Bedeutung, die dem Internet in der Öffentlichkeit zugeschrieben wird, ist die Präsenz von Sozialwissenschaftlerinnen und Sozialwissenschaftlern, insbesondere mit Bezug zur Lehrerbildung, immer noch eher dürftig. Vor allem als wir vor einem Jahr mit unserem Projekt begannen, war die Ausgangslage nicht sehr ermutigend. Festzustellen war zum Beispiel:

  • Auf den Webseiten der Hochschulen führten Links zu sozialwissenschaftliche Fakultäten öfter als in anderen Fächergruppen ins Nichts, bestenfalls auf Seiten mit Telefonnummern und Postanschriften
  • Seiten von Studienseminaren waren rar gesät und Seiten von sozialwissenschaftlichen Fachseminaren fehlten (fast) ganz
  • Versuche, im Rahmen hochschulischer Lehrveranstaltungen mit Lehramtsstudierenden der Sozialwissenschaften über E-Mail in Kontakt zu treten, scheiterten daran, dass nur eine Minderheit der Studierenden die kostenlosen Serviceleistungen der Hochschulen (freie E-Mail und kostenloser Zugang zum Internet) in Anspruch nahmen.

Hier ist im letzten Jahr sicherlich viel in Bewegung geraten. Trotzdem bleibt der Eindruck, dass die Reise ins globale Netz von SozialwissenschaftlerInnen in Schule und Hochschule zwar (verspätet) mitvollzogen, aber zu wenig mitgestaltet und kritisch begleitet wird. Die Bereitschaft, durch Beiträge zum sowi-onlinejournal die kommunikativen Möglichkeiten des Internets zu nutzen, wird in dem Maße zunehmen, wie das Medium Internet an Bedeutung gewinnt. Wir möchten, mit dem sowi-onlinejournal (und sowi-online) einen Beitrag dazu leisten, dass das Internet in den Sozialwissenschaften und ihrer Didaktik stärker diskursiv genutzt wird als in der Vergangenheit. Dazu möchten wir alle herzlich einladen.

Norbert Jacke, Reinhold Hedtke