Impulstexte

Texte zum Themenbereich Kaufen und Verkaufen

Meine Kürbisse
Ein Mann ging mit einem Korb voller Kürbisse zum Markt, um sie dort zu verkaufen. Auf dem Weg fragte ihn jemand: "Wessen Früchte verkauftst du da?"
"Meine natürlich", antwortete der Bauer.
"Wer hat sie ausgesät?"
"Meine Frau."
"Wer hat sie gegossen und das Unkraut gejätet?"
"Sie, wer sonst?"
"Und wer hat die Früchte geerntet?"
"Nun, sie macht all' diese Arbeiten!"
"Ja, warum sind dies dann aber deine Kürbisse?"
"Nun, sie ist meine Frau!"

Nord-Süd-Blätter, Nr. 2. Zitiert nach terre des hommes (Hrsg.): Eulenspielgel Nr. 49, 1995 S. 1.


Herr M. und die Erdnüsse
Auf einem Markt in Tanzania fiel Herrn M. eine junge Frau auf, die Erdnüsse verkaufte. Sie saß neben einem großen Sack, aus dem sie die Nüsse in Tüten abfüllte und vor sich auf einem Brett sortierte: große, mittlere und kleine Tüten, randvoll mit dem goldgelben Früchten, denen es keine Mühe machte, Herrn M.'s Verlangen zu wecken. Er fragte nach dem Preis der kleinsten Tüte: 10 Cent. Und die mittlere? 10 Cent! Herr M. wurde ganz aufgeregt: Und die großen? Die Frau schaute ihn verwundert an und schrieb eine große "10" auf das Papier.
Da gab es kein Halten mehr. Herr M. rief seinen Begleiter herbei und stapelte ihm 20 der großen Tüten auf die Arme, bezahlte und ging weiter, stolz über den gelungenen Handel. Doch er hielt noch mal ein, wandte sich zurück und fragte: Sag', wer kauft Dir eigentlich die ganzen mittleren und kleinen Tüten ab? Die Frau lachte ihn an und rief: Menschen, die nicht so einen großen Hunger haben wie Du!

Afrikanissimo - Die Entdeckung einer Literatur. Wuppertal/München 1991, S. 4.


Der Verkäufer und der Elch
Kennen Sie das Sprichwort "Dem Elch eine Gasmaske verkaufen"? Das sagt man bei uns von jemandem, der sehr tüchtig ist, und ich möchte jetzt erzählen, wie es zu diesem Sprichwort gekommen ist.

Es gab einmal einen Verkäufer, der war dafür berühmt, daß er allen etwas verkaufen konnte.
Er hatte schon einem Zahnarzt eine Zahnbürste verkauft, einem Bäcker ein Brot und einem Blinden einen Fernsehapparat.
"Ein wirklich guter Verkäufer bist du aber erst", sagten seine Freunde zu ihm, "wenn du einem Elch eine Gasmaske verkaufst."
Da ging der Verkäufer so weit nach Norden, bis er in einen Wald kam, in dem nur Elche wohnten. "Guten Tag", sagte er zum ersten Elch, den er traf, "Sie brauchen bestimmt eine Gasmaske." "Wozu?" fragte der Elch. "Die Luft ist gut hier." "Alle haben heutzutage eine Gasmaske", sagte der Verkäufer. "Es tut mir leid", sagte der Elch, "aber ich brauche keine." "Warten Sie nur", sagte der Verkäufer, "Sie brauchen schon noch eine."
Und wenig später begann er mitten in dem Wald, in dem nur Elche wohnten, eine Fabrik zu bauen. Als die Fabrik fertig war, stiegen soviel giftige Abgase aus dem Schornstein, daß der Elch bald zum Verkäufer kam und zu ihm sagte: "Jetzt brauche ich eine Gasmaske." "Das habe ich gedacht", sagte der Verkäufer und verkaufte ihm sofort eine. "Qualitätsware!" sagte er lustig. "Die anderen Elche", sagte der Elch, "brauchen jetzt auch Gasmasken. Hast du noch mehr?" (Elche kennen die Höflichkeitsform mit "Sie" nicht.) "Da habt ihr Glück", sagte der Verkäufer, "ich habe noch Tausende."
"Übringens", sagte der Elch, "was machst du in deiner Fabrik?" "Gasmasken", sagte der Verkäufer

PS: Ich weiß doch nicht genau, ob es ein schweizerisches oder ein schwedisches Sprichwort ist, aber die beiden Länder werden ja oft verwechselt.

Franz Hohler: Der Verkäufer und der Elch. In: Ein eigenartiger Tag. © by Hermann Luchterhand Verlag Darmstadt/Neuwied. Jetzt: Luchterhand Literaturverlag. S. 74-75.

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