Kriegerdenkmäler als Geschichtsquellen

Untersuchen Sie die Geschichte eines Denkmals

Suchen Sie in Ihrem Ort oder der Umgebung ein Denkmal,

  • das Sie besonders beeindruckt;
  • das erinnern oder mahnen soll;
  • das in Vergessenheit geraten ist;
  • das Sie nicht verstehen;
  • das fragwürdig erscheint;
  • das ärgert oder überflüssig ist;
  • das versetzt oder beseitigt wurde;
  • das noch gar nicht als Denkmal anerkannt ist;
  • das geplant, aber nicht verwirklicht wurde;
  • das nicht einmal geplant wurde, ihnen aber nötig erscheint.

Beschreiben Sie ...

die Zeit, den Sachverhalt, das Ereignis oder die Person, an die das Denkmal erinnert.

Erläutern Sie ...

die äußere Gestalt des Denkmals, z. B. Symbole, Form, Ausmaß, Standort, Materialien, eventuelle Besonderheiten und die Wirkung auf den Betrachter.

Erforschen Sie,

wann und wie das Denkmal entstand:

  • Wurde es gleich als Denkmal errichtet oder erst später zum Denkmal erklärt?
  • Wer war damals beteiligt, wer gab das Geld, welche Ziele und Interessen, Hoffnungen und Befürchtungen spielen eine Rolle? Gab es Kritik oder Gegenvorschläge?
  • Wie sah das Denkmal damals aus, war es für seine Zeit typisch oder oder ungewöhnlich und welche Beachtung fand es?

Erforschen Sie ...

die weitere Geschichte des Denkmals:

  • Wie gingen Bürger mit dem Denkmal um?
  • Fanden am Denkmal z. B. Feiern oder Demonstrationen statt?
  • Wurde es verändert, beseitigt, vergessen, beschmiert, restauriert, kritisiert oder mit einem anderen Sinn versehen?

Prüfen Sie ...

die heutige Situation des Denkmals:

  • Wie sieht das Denkmal heute genau aus?
  • Gibt es Erhaltungsprobleme oder Veränderungswünsche?
  • Wie nehmen die Bürger das Denkmal war?

Erörtern Sie ...

am Beispiel grundsätzliche Probleme:

  • Was wir uns als Denkmal anschauen sollen, das ist eine gesellschaftliche Entscheidung - kann und soll man Erinnerung politisch verordnen?
  • Staat und Bürger geben viel Geld zur Erhaltung von Überresten der Geschichte aus - lohnt sich das?
  • Helfen Denkmäler uns, Geschichte besser zu verstehen - lügen und verzerren, vertuschen und verfälschen sie nicht auch?
  • Was machen wir mit Denkmälern, die uns politisch oder historisch "falsch" erscheinen - sollen wir sie beseitigen oder als Denkanstoß stehenlassen?
  • Sollen wir durch mehr Denkmäler an Vergangenheit erinnern, oder benötigen wir für unsere Zukunft andere Formen der Erinnerung?
  • Gibt es Denkmäler, die wir heute besonders dringend brauchen?

Körber Stiftung (Hrsg.): Spuren suchen. Schülerwettbewerb Deutsche Geschichte um den Preis des Bundespräsidenten. 6. Jg. 1992, S. 28.


Nie wieder Krieg

Die Arbeiterbewegung der Weimarer Republik versuchte der kriegsverherrlichenden Sprache deutscher Kriegsdenkmäler das Motto "Nie wieder Krieg" entgegenzusetzen. Nur selten waren diese Bemühungen erfolgreich.

In Benningen gelang es dem Arbeiterturnverein 1928 auf dem Vereinsgelände seinen im Ersten Weltkrieg getöteten Mitgliedern ein solches Denkmal zu setzen. Seine Inschrift hebt sich durch das Leitwort "Nie wieder Krieg" im Denkmalssockel und durch die Widmung von vergleichbaren Denkmälern bürgerlicher Turnvereine ab. Ohne das übliche Pathos zu bemühen, lautet die Inschrift:

Dem Weltkrieg 1914-1918 fielen zum Opfer unsere
Lieben Turngenossen
Ihnen wird allezeit ein ehrendes Andenken bewahrt
Turnverein Benningen
NIE WIEDER KRIEG

Eichenblätter schmücken das Emblem des Arbeiter-, Turn- und Sportbundes, das für frisch, frei, stark, treu steht. Das Benninger Kriegerdenkmal gehört zu den wenigen Denkmälern in Deutschland bei deren Errichtung keine revanchistisch-antinationalistischen Hintergedanken im Spiel waren. Als Anti-Kriegsdenkmal distanziert es sich von dem Mißbrauch der Toten für eine revanchistische Aggressionspolitik.

Bernd Schmid: Kriegsdenkmäler - Ein Ausstellungsprojekt. In: puzzle. Zeitschrift für Friedenspädagogik. 1/1994, S. 12.


Streit um ein Kriegerdenkmal

Es muß an einem jener Tage gewesen sein, als der drahtige Mann über anderes als das alte Kriegerdenkmal zu entscheiden gedachte. Über Kinderspielplätze und Flächennutzungspläne zum Beispiel. Da klopfte der aus Birkenwerden stammende Friedrich Freiherr von Senden, ein Brigadegeneral der Bundeswehr in Hannover, bei Bürgermeister Vetter an. Und fragte, ob er sich mit Soldaten der Renovierung des Kriegerdenkmals annehmen könne, das man wie an anderen Orten zu Zeiten der DDR hat verfallen lassen. Vetter sagte ja, "wenn's nichts kostet". Und von Senden machte seine Ankündigung wahr. Ein Steinmetz zog die Linien des Eisernen Kreuzes auf dem Findling nach, renovierte die Losung "Er starb für Dich - Die Gemeinde Birkenwerder", polierte die eingemeißelten Jahreszahlen 1914-1918 () "Und dann gab Herr von Senden den Anstoß, ob man nicht auch der Gefallenen des Zweiten Weltkriegs gedenken sollte", sagt Kurt Vetter und fügt hinzu: "Da habe ich zugestimmt." Der Steinmetz hämmerte die Zahlen 1939-1945 ein.

Die "Meißel-Affäre" nahm ihren Lauf. Peter Ligner, PDS-Mitglied, stellte Bürgermeister Kurt Vetter in der Gemeindevertretung zur Rede - weil er in der Verbindung der Jahreszahlen "1939-1945" mit der Zeile "Er starb für Dich - Die Gemeinde Birkenwerder" eine "Verherrlichung und Verharmlosung des Zweiten Weltkriegs" sieht. Vetter leugnete zunächst, etwas von der Umgestaltung des Denkmals gewußt zu haben. Später gestand der Bürgermeister.

Jochen Arntz: "Wenn's nichts kostet" Streit um ein Kriegerdenkmal und schwammige Formeln. In: Die Zeit, 22. 4. 1994, Auszug.



Gedenktage

An jedem Volkstrauertag werden Aufmärsche und Gedenkfeiern veranstaltet. Kriegervereine und Stadtväter nehmen, wie Teile der Bevölkerung, selbstverständlich daran teil. In vielen Landgemeinden sammeln Schulkinder zuvor für den "Volksbund deutscher Kriegsgräberfürsorge".

Die erste Feier des Volkstrauertages fand am 5. März 1922 im Berliner Reichstag statt. 1934 wurde er per Gesetz in einen Staatsfeiertag mit der Bezeichnung "Heldengedenktag" umgewandelt. Anstelle des Volksbundes deutscher Kriegsgräberfürsorge, der ihn bis dahin organisiert hatte, wurden nun die Wehrmacht bzw. NSDAP Träger der Feiern. Die Demonstration der Macht und des Wehrwillens trat in den Vordergrund.

Nach Gründung der Bundesrepublik wurde der Volkstrauertag 1950 wieder als nationaler Feiertag eingeführt. Obwohl er auch heute noch für viele national und militaristisch Gesinnte gerne als Anlaß zur Gesinnungsäußerung und Demonstration genutzt wird, sind solche Feiern heute weniger emotionsgeladen.


Kriegerdenkmäler

In den alten Bundesländern gibt es 100.000 Kriegerdenkmäler in unterschiedlichen Formen und aus unterschiedlichen Zeiten. Sie stammen jedoch mehrheitlich aus der Zeit der Weimarer Republik.

Mit und in den Kriegerdenkmälern wird häufig versucht, nachträglich dem sinnlosen Opfer des Lebens einen Sinn zu verleihen. Der Verlust wird mit Werten wie "Vaterland", "Pflicht" und "Heldentum" legitimiert. Die Ursachen und Erklärungen für solche Opfer bleiben jedoch im Dunkeln.

Viele Denkmäler eignen sich zu einer derartigen Demonstration gerade deshalb, da sie nicht nur eine Überhöhung von Kriegstod und Kriegsbild ausdrücken, sondern in der Gestaltung und Darstellung Motive ausgewählt wurden, die sich auch auf Nationalismus und Militarismus beziehen lassen (etwa Eichenlaubgirlanden und Reichsadler mit Schild). Der Totenkult um die Gefallenen der beiden Weltkriege ist seit Anfang der 60er Jahre merklich zurückgegangen. Kriegerdenkmäler ziehen sich heute durch eine scheinbar "natürliche" Allgegenwärtigkeit in eine unsichtbare Selbstverständlichkeit zurück, die es verhindert oder doch erschwert, sie als Denkanstöße zu reflektieren.

 

Kriegsgräber

Kriegsgräber sind Zeugen vergangener Kriege und Gewalttaten, sind Zeichen der Sinnlosigkeit solcher Unterfangen und weisen auf die ungeheuren Opfer der Kriege hin. Ob sie als solche gesehen werden, oder ob sie eher mit Revanchegedanken und Heldentum verbunden werden, hängt vom Wissen und Umgang damit ab.

In den ca. 8.500 Gemeinden Westdeutschlands gibt es über 14.000 Kriegsgräberstätten der Opfer der beiden Weltkriege und der Gewaltherrschaft des Nazi-Regimes. In den neuen Bundesländern gibt es nach den Unterlagen des Volksbundes Kriegsgräber in 6.442 Gemeinden. Die Toten in Westdeutschland erhielten durch Erlaß des Kriegsgräbergesetzes von 1952 bzw. 1965 dauerndes Ruherecht; die Sorge für die Kriegsgräber wurde 1965 auf die Länder übertragen. Diese gesetzlichen Regelungen haben jedoch nichts zur Klärung und Erklärung über die einzelnen Gräberfelder beigetragen. Wer sind die Toten? Wie sind sie umgekommen? Wer war dafür verantwortlich? Wer hat davon gewußt? In so manchem Gräberfeld liegen nicht nur deutsche Soldaten, sondern auch ausländische Kriegsgefangene, Zwangsarbeiter, KZ-Insassen. Recherchen über solche Grabstätten haben schon Unliebsames zutage gefördert. Daß solche Gräberfelder auch heute noch starken politischen Symbolcharakter haben, hat u. a. das "demonstrative Händehalten" von Bundeskanzler Kohl und US-Präsident Reagan auf dem Soldatenfriedhof von Bitburg im Jahr 1985 gezeigt.

Günther Gugel: Rüstungskultur. In: Günther Gugel / Uli Jäger (Hrsg.): Handbuch kommunale Friedensarbeit. Tübingen 1988, S. 50 f., ergänzt.

Aufruf

Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V.

An das deutsche Volk ergeht der Ruf:
Vergeßt die Toten nicht, die mit dem Opfer ihres Lebens die Heimat vor dem Schrecken des Krieges bewahrten!
Sorgt alle mit, daß die Ehrenstätten der Gefallenen würdig erhalten bleiben!
Helft alle mit, daß die Angehörigen aus der Ungewißheit über den Zustand der fernen Kriegsgräber erlöst werden!
Einigt Euch zur ersten Pflicht der Totenehrung!

Aus dem Gründungsaufruf des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V., 1920.

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