Textanalyse

Analyseraster für rechtsextremistische und neonazistische Texte

Um welche Art des Textes handelt es sich?

  • Rede
  • Interview
  • Zeitungsartikel
  • Flugblatt
  • programmatische Schrift
  • Aufruf
  • Anzeige
  • Protokoll
  • Liedtext
  • Roman

 

Wer sind die Adressatinnen und Adressaten

  • Die eigene Gefolgschaft
  • Verunsicherte und Unzufriedene
  • Jugendliche, Redaktionen von Schülerzeitungen
  • Intellektuelle und Studentinnen bzw. Studenten
  • Vertriebene
  • Fußball-Fan-Gruppen
  • Fans der Musikszene
  • Ökologie- und Friedensgruppen
  • Bewohner der neuen Bundesländer

 

Welche Merkmale des rechtsextremistischen Weltbildes kommen zum Ausdruck?

  • Statische Orientierung (Wandel bedeutet Abweichung, Verfremdung)
  • Spaltung der Gesellschaft in Oben und Unten
  • Hierarchische Gliederung (ungleiche Rechte)
  • Befürwortung eines übermächtigen Staates
  • Ein Führer im Machtzentrum
  • Maßgeblichkeit des Vergangenen
  • Vorrangstellung des Mannes
  • Denken in Freund-Feind-Kategorien
  • Hohe Bewertung von Krieg und Kriegführung
  • Kriege als "natürlich" und somit unausweichlich
  • Kriege als "nützlich", weil erzieherisch (Auslese, Bewährung)
  • Krieg als legales Mittel der Interessensdurchsetzung
  • Leben als Kampf, in dem das Schwache untergehen muß

 

Welche grundlegenden Ideen kommen zum Ausdruck?

  • Völkischer Nationalismus (Kriterien: Abstammung, Territorium)
  • Blut- und Bodenmystik
  • Rassen- und Abstammungslehren
  • Verschwörungstheorien
  • Rechtfertigung des Antisemitismus
  • Besondere Berufung der "germanischen Rasse"
  • Deutschland als "geopolitisches Zentrum" Europas
  • Überlegenheit der nordischen Rasse
  • Natürliche Rangordung im Volk
  • Biologische Rechtfertigung sozialer Ungleichheit
  • Recht des Stärkeren
  • Rassenvielfalt durch Separierung der Ethnien

 

Welche Ziele werden benannt?

  • Errichtung eines (völkischen) Nationalstaates
  • Wiederherstellung des großdeutschen Reiches
  • Beseitigung des demokratisch-parlamentarischen Systems
  • Beseitigung pluraler und föderaler Strukturen
  • Aufhebung der Individualrechte
  • Ausschaltung jeder politischen Oppostion
  • Beseitigung weltanschaulicher Alternativen (vor allem des "Judäo-Christentums" und des "Bolschewismus")
  • Relativierung der NS-Verbrechen
  • Revision der Geschichtsschreibung
  • Befreiung Deutschlands von Fremden und Andersdenkenden
  • Reinhaltung des deutschen Erbgutes
  • Ausgrenzung von Behinderten unter eugenischen Gesichtspunkten
  • Ausgrenzung von Frauen aus dem öffentlichen Leben
  • Aufhebung des "universalistischen" Denkens, wonach "alle" Menschen gleichwertig sind (Menschenrechte)

 

Was wird hoch bewertet?

  • Härte
  • Zucht und Ordnung
  • Blinder Gehorsam
  • Bedingungslose Unterordnung
  • Rituale, Traditionen, Symbole
  • Unbedingter Durchsetzungswillen
  • Wehr- und Kampfbereitschaft
  • Gewalt als Mittel, Ziele zu erreichen
  • Macht- und Stärkedemonstrationen

 

 

Welche Begriffe und Worte werden für die Gegner verwendet?

  • Kriminalisierungen (Verbrecher, Betrüger, Volksverräter, Spitzel usw.)
  • Zuschreibung moralischer und sozialer Minderwertigkeiten (Pöbel, Handlanger, dreckiges Pack, Geschmeiß, Gesinnungslumpen usw.)
  • Biologistische Abwertungen (Brut, entartet, sittlich und biologisch verfallen, Parasiten, minderwertiges Erbgut usw.)

 

Welche Begriffe und Worte werden für die eigene Gefolgschaft und Ziele verwendet?

  • Idealisierungen (Freiheitskampf, edle Rasse, sauber, anständig, weiß, treu usw.)
  • Sakrale Zuschreibungen (göttliche Vorsehung, ewige Werte und Normen, heiliges germanisches Großreich usw.)
  • mythisch-mystische Überhöhungen der Vergangenheit und Zukunft, Glorifizierung der Märtyrerrolle, Heroisierung des Todes
  • Verschwörungsvorwürfe (politische Verfolgung statt Straftaten; verweigerte Gedankenfreiheit bei Leugnung der Kriegsverbrechen; Kollaboration mit den Siegern bei Anerkennung der Ostgrenzen usw.)

 

Welche Techniken der Ansprache der Leserinnen und Leser werden verwendet?

  • Verweis auf Autoritäten (Dichter, Prominenz usw.)
  • Weckung negativer Assoziationen (Bolschewist, Kanaken usw.)
  • Ressentimentbildende Ausdrucksweisen
  • (Asylantenflut)
  • Vermischung von Legenden und Fakten (geschichtliche Ereignisse und altgermanische Mythen)
  • Methaphern erhalten die Funktion einer Begründung ("Das Boot ist voll")
  • Analogien werden als Schlußfolgerungen ausgegeben ("weiß und deutsch = sauber und gut")
  • Scheinfragen suggerieren Offenheit ("Entschied Verrat den II. Weltkrieg?")

Vgl. Astrid Lange: Was die Rechten Lesen. Fünfzig rechtsextreme Zeitschriften. Ziele, Inhalte, Taktik. München 1993.

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