Visualisierung

Ilona Boettger

Inhalt


1. Portrait der Methode
2. Hinweise zur praktischen Umsetzung
3. Typische Anwendungsfelder
4. Literatur
 

1. Portrait Visualisierung

Das Visualisieren, also die Nutzung des optischen Kanals, dient der Unterstützung von Arbeits- und Lernprozessen, resultierend aus negativen Effekten der traditionellen Stimme-Ohr-Kommunikation. Das Gehörte über einen langen Zeitraum zu behalten ist nicht nur schwierig, auch geht der rote Faden schnell verloren. Visualisierung führt zu einer verstärkten Aufmerksamkeit der Teilnehmenden und fördert das Behalten der Inhalte.

Begründungen dafür lassen sich u.a. in der Hemisphärentheorie der Gehirnforschung finden. Demnach ist das menschliche Gehirn in zwei Hemisphären aufgeteilt, jede der Hälften zeigt eine funktionelle Autonomie. Die rechte Hälfte ist auf Logik, Rationalität und Sachlichkeit, die linke Hirnhälfte auf Emotionalität und Kreativität orientiert. Eine gehirngerechte Kommunikation impliziert eine Ansprache beider Hirnhemisphären, bei Vermittlungs- und Kommunikationsprozessen sollten deshalb unterschiedliche Eingangskanäle genutzt werden (vgl. Buzan 1998, 14 ff.; Ditko 1999, 21 ff.; 13 ff., Gugel 1997, 75 f.). Jeder Mensch hat dabei ganz individuelle Lernformen. Bei einigen Menschen dominiert die linke Hirnhälfte, bei anderen die rechte Hemisphäre. Entsprechend dieser unterschiedlichen Präferenzen wird nach verschiedenen Lerntypen differenziert. Es gibt u.a. den abstrakt/verbalen Typ, der auf Hören orientiert ist; den visuell/optischen Typ, der das Sehen präferiert; den haptischen Typ, der den Fühl- und Tastsinn bevorzugt, also anfassen und fühlen muss und den auditiven Typ, bei dem Hören und Sprechen zentral sind (vgl. Vester 1975, 35 ff.).

Insgesamt wird - mit individuellen Differenzen - die Konzentration und Aufmerksamkeit durch eine optische Ansprache erheblich gesteigert und die Merkfähigkeit gestärkt. Das gleichzeitig Gehörte und Gesehene bleibt im Gedächtnis besser haften.

Ziele der Visualisierung:

  • Die Aufmerksamkeit der Teilnehmer/innen fokussieren,
  • Informationen leichter erfassbar machen,
  • Orientierung und Übersicht geben,
  • Wesentliches herausstellen können,
  • Transparenz herstellen,
  • den Behaltensgrad steigern.

Vorteile der Visualisierung:

  • Die Visualisierung zentraler Thesen, Gesprächsbeiträge und Ideen erhöht die Chance, alle Anwesenden auf einen gemeinsamen Punkt zu konzentrieren.
  • Die Visualisierung zwingt die Darstellenden zu einer Selektion zwischen wesentlichen und unwesentlichen Informationen.
  • isualisierung macht Gedanken anderer nachvollziehbar.
  • Durch Visualisierung bleiben zentrale Informationen stichwortartig präsent. Dadurch wird die Aufnahmebereitschaft und -kapazität einer Gruppe erhöht.

Die optische Darstellung soll die Sprache nicht ersetzen, sie soll diese lediglich ergänzen.

Elemente der Visualisierung:
Elemente der Visualisierung sind die Pinnwand, das Flipchart, der OH-Projektor und der Beamer. Für das Sichtbar machen von Meinungen, Stimmungen und Ideen der Anwesenden werden Karten in unterschiedlichen Farben und Formen sowie Stifte benötigt - das klassische Moderationsmaterial (vgl. Dauscher 1998, 18 f.).


Methoden der Visualisierung:
Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten, Dinge zu visualisieren. Neben beschrifteten Folien, Grafiken, Zeichnungen und Skizzen können auch Wandzeitungen gestaltet werden (vgl. Weidenmann 2000). Für die Visualisierung von Teilnehmer/innenbeiträgen gibt es zahlreiche methodische Verfahren (vgl. Seifert 1989), z.B.:

  • Mind-Map
  • Kartenabfrage
  • Zuruffrage / Brainstorming
  • Vier-Felder-Tafel
  • Einpunktfrage
  • Mehrpunktfrage

2. Hinweise zur praktischen Umsetzung

Visualisierungen sind gut vorzubereiten. Es ist zu überlegen, welche Inhalte dargestellt werden sollen, welches Ziel mit der Darstellung verfolgt wird, welche Darstellungselemente verwendet werden sollen und welche Medien der Visualisierung genutzt werden sollen.

Bei der optischen Darstellung ist darauf zu achten, dass die Visualisierungselemente übersichtlich angeordnet werden. Die Inhalte sind auf zentrale Aspekte zu reduzieren und es sollte eine Strukturierung vorgenommen werden. So können beispielsweise Überschriften oder Oberbegriffe durch Farbe, Form und/oder Schriftgröße betont werden. Neben der Schrift können auch andere Visualisierungselemente genutzt werden, z.B. Karten in verschiedenen Farben und Formen, Linien, Pfeile oder Punkte (vgl. Gugel 1997, 76; Weidenmann 2000).

3. Typische Anwendungsfelder

Die Visualisierung eignet sich für klassische Vorträge, für Lehr- und Lernsituationen sowie für Moderationsprozesse.

4. Literatur

Buzan, Tony (1984): Kopftraining. München.

Dauscher, Ulrich (1996): Moderationsmethoden und Zukunftswerkstatt. Neuwied / Kriftel / Berlin.

Ditko, Peter H./ Engelen, Norbert Q. (1999): In Bildern reden. Düsseldorf.

Gugel, Günther (1997): Methoden-Manual I: Neues Lernen. Weinheim und Basel, S. 75 ff.

Lehner, Martin/ Ziep, Klaus-Dieter (1997): Fantastische Lernwelt. Vom "Wissensvermittler" zum "Lernhelfer". Eine Ideensammlung für Dozenten. Trainer und Lehrer in der Weiterbildung. Weinheim.

Seifert, Josef W. (1989): Visualisieren, Präsentieren, Moderieren. Bremen.

Weidenmann, Bernd (2000): 100 Tipps & Tricks für Pinnwand und Flipchart. Weinheim und Basel.

Vester, Frederic (1975): Denken, Lernen, Vergessen. Stuttgart.

sowi-online Originalbeitrag

(c) 2001 Ilona Boettger, Berlin; (c) 2001 sowi-online e. V., Bielefeld

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Copyright-Inhabers unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen, auch im Internet.