In allen Ländern nimmt Berufsorientierung zwischenzeitlich innerhalb des Bildungs- und Erziehungsauftrags einen hohen Stellenwert ein. Sie wird überall als eine wichtige gemeinsame Aufgabe von Schule und Berufsberatung gesehen. Im Vergleich zum Stand der letzten Teildokumentation Gymnasium (1985) sind deutliche Verbesserungen feststellbar. Diese beziehen sich vor allem auf folgende Entwicklungen:

  • Die Zusammenarbeit zwischen Schule und Berufsberatung wurde in vielen Ländern konkretisiert. Auch in den neuen Ländern nimmt sie einen hohen Stellenwert ein. Die Formen der Zusammenarbeit haben sich, unter Einbeziehung von BIZ und BIZ-mobil, eingespielt.
  • Bei der Vermittlung von Berufsorientierung engagieren sich verstärkt Verbände, Kammern, Arbeitskreise, Unternehmen, Gewerkschaften u. a., damit die außerunterrichtlichen Aktivitäten sinnvoll gefördert werden können.
  • Zur Verbesserung der Praxisorientierung sind Betriebserkundungen und -praktika zwischenzeitlich weitgehend fester Bestandteil in allen Ländern geworden.
  • Damit die Umsetzung des Ziels Berufsorientierung in der Schulpraxis funktioniert, werden immer mehr Handreichungen, Materialien u. a. für die Unterrichtspraxis erstellt.
  • Die Verankerung der Berufsorientierung in den Lehrplänen, zumindest im jeweiligen Leitfach bzw. in den jeweiligen Leitfächern, ist zwischenzeitlich weitgehend realisiert. Zunehmend wird Berufsorientierung als ein fächerübergreifendes Bildungs- und Erziehungsziel betrachtet. Teilweise gibt es bereits eine über alle Fächer abgestimmte Konzeption.
  • Es zeichnet sich im Rahmen eines internationalen Schüleraustausches ansatzweise eine Europäisierung der Berufsorientierung ab.
  • Handlungsorientierte Ansätze sowie Projektorientierung gewinnen bei der Berufsorientierung zwischenzeitlich an Bedeutung. Es soll dadurch u. a. erreicht werden, dass die Schülerinnen und Schüler selbstständig an dieses Thema herangehen.
  • Im Hinblick auf den Entwicklungsstand der Berufsorientierung besteht aus verständlichen Gründen ein Unterschied zwischen den alten und neuen Ländern. In den neuen Ländern haben sich die Bedingungen der Berufswahl in kurzer Zeit grundlegend geändert. Berufsorientierung an Gymnasien wird mit einer gewissen zeitlichen Verzögerung realisiert, da zunächst bei anderen Schulformen Prioritäten gesetzt wurden. Eine Einbeziehung der Oberstufe des Gymnasiums wird in Zukunft jedoch bewusst angestrebt.
  • Die Zusammenarbeit mit Verbänden, Unternehmen u. a. kann sich wegen der schwierigeren wirtschaftlichen Verhältnisse nur schrittweise einspielen. Lehrerfortbildung hat in den neuen Ländern einen hohen Stellenwert. Die Unterstützung durch die Berufsberatung wird unter Einbeziehung der BIZ als sehr hilfreich empfunden. Dadurch dürfte die zukünftige Entwicklung entscheidend vorangetrieben werden.
  • In allen Ländern ist aufmerksam zur Kenntnis genommen worden, dass sich auch für Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums die Bedingungen der Berufs- und Studienwahl in den vergangenen Jahren verändert haben. Zu erwähnen ist hier beispielsweise die veränderte Situation auf dem Arbeitsmarkt. Eine intensive Information und Beratung ist aus diesen Gründen auch für das Gymnasium wichtig.